Unser erstes Jahr als Eltern – Was wir wirklich gelernt haben
Unser erstes Jahr als Eltern war voller Liebe, Überraschungen, schlafloser Nächte – und kleinen Momenten, die alles veränderten. Wir waren schon immer tief verbunden. Unsere Beziehung war ehrlich, frei und voller gegenseitigem Respekt. Kinder waren lange kein zentrales Thema – aber irgendwann wuchs in uns dieser Gedanke: Vielleicht ist da Platz für mehr. Für ein neues Leben. Für eine Familie.
Nach zwei frühen Fehlgeburten und einer Phase des Loslassens kam sie zu uns – unsere Tochter. Und mit ihr eine neue Welt.
Ein kleines Leben, gemeinsam begleitet
Jeder Herzschlag am Monitor, jeder Tritt im Bauch – wir waren gemeinsam dabei. Unser Ritual vor dem Einschlafen: „Mariage d’Amour“ von Frédéric Chopin spielte leise auf dem Bauch. Unsere Tochter hörte es. Sie reagierte. Und bis heute lächelt sie, wenn die Melodie erklingt. Vielleicht Zufall. Vielleicht Erinnerung. Aber für uns: ein Wunder.
Elf Tage nach dem errechneten Termin kam sie auf die Welt. Die Geburt war ein Kraftakt – unsere Geschichte dazu teilen wir in einem separaten Beitrag. Doch als wir ihren ersten Schrei hörten, stand die Zeit still.
Was uns das erste Jahr beigebracht hat
Von Beginn an war klar: Es läuft nie nach Plan. Kinderärzte? Alle ausgebucht. Zum Glück fanden wir einen wundervollen Hausarzt – nicht „nur“ eine Alternative, sondern ein echter Segen. Auch bei der Nachkontrolle im Spital, als man uns wegen eines vermeintlichen Hüftproblems große Sorgen machte, erwies er sich als Ruhepol. Er schickte uns zum Röntgen, sah die Bilder – und erklärte uns, dass alles in Ordnung sei. Wahrscheinlich ein Messfehler. Und ein Moment, der uns zeigte: Vertrauen ist alles. Und Hausärzt:innen sind keine schlechtere Wahl.
Die ersten Impfungen meisterte unsere Kleine tapfer. Als das Zahnen begann – ungewöhnlich früh – wussten wir erst nicht, was los war. Es war eine anstrengende Zeit. Wir landeten sogar bei einem Baby-Chiropraktiker, der uns das Gefühl gab, wir seien keine guten Eltern. Heute wissen wir: Unsere Tochter war einfach früh dran. Und süß war sie trotzdem – sie schrie kurz, schmiegte sich dann an unsere Wange, als wollte sie sagen: Danke, dass ihr für mich da seid. Und ja – die Osa-Salbe half auch ein bisschen.
Vergleiche & Entwicklung – jedes Kind hat sein Tempo
Wir hörten viele Vergleiche. „Euer Kind sitzt aber spät.“ – „Unsere hat mit acht Monaten schon gesprochen.“ – „Was, sie krabbelt noch nicht?“ Anfangs ärgerten wir uns. Dann lachten wir darüber. Und irgendwann sagten wir uns: In zwanzig Jahren wird sie erzählen, dass sie mit neun Monaten die Steuererklärung gemacht und Fahrstunden genommen hat. Alles hat seine Zeit. Und jedes Kind geht seinen eigenen Weg.
Unsere Tochter krabbelte mit einem Knie voraus – sah ungewohnt aus, funktionierte aber wunderbar. Sie tänzelte bei jeder Musik, egal ob Kinderlied oder Fernsehmusik. Sie tanzte mit dem Herzen. Später kamen die ersten Schritte. Für andere vielleicht spät. Für uns: genau richtig. Ihre Art, sich festzuhalten, zu schauen, loszulassen – das war Mut pur. Und wir durften dabei sein.
Alltag mit Baby – zwischen Schlafmangel & Zaubermomenten
Manche Tage waren schwer. Schlaf war kostbar. Die erste Erkältung kam und brachte Sorgen mit sich, die man vorher nicht kannte. Und doch: Mit jeder Umarmung, jedem Blick, jeder kleinen Geste wurden wir stärker – als Eltern, als Paar, als Familie.
Es waren auch die kleinen Dinge: Wie sie uns beim Wickeln tief ansah. Wie sie tanzte. Wie sie uns zum Lachen brachte, wenn wir es am meisten brauchten. Diese Momente – das ist Elternsein.
Ein Jahr mit Kind
Es war ein Jahr aus Atemzügen und Erwachen. Ein zartes Wesen trat in unsere Tage, und mit ihm kam das Staunen.
Wir lernten, dass Nähe nicht festhält, sondern freilässt. Dass das Kleinste das Größte birgt – ein Blick, eine Bewegung, ein erstes Lächeln, das sich nicht erklären, nur fühlen lässt.
Inmitten von Fragen standen wir still, hielten den Moment wie einen warmen Stein in den Händen. Und wir verstanden:
Elternwerden heißt, sich selbst neu zu begegnen – in den Augen eines Kindes.
Ein Abschnitt inspiriert von Rainer Maria Rilke – weil das Elternsein wahre Poesie sein kann.
Ein Wunsch an die Welt da draußen
Wir hätten uns vor der Geburt mehr Aufrichtigkeit gewünscht. Weniger Floskeln, mehr echtes Verständnis. Viele Gespräche klangen wie Verkaufspräsentationen. Alles war sanft, harmonisch, einfach – auf dem Papier. Die Realität ist: Elternsein ist wundervoll. Und anstrengend. Und bewegend. Und manchmal auch überfordernd. Es ist alles zugleich.
Was wir brauchen, ist Mitgefühl. Echtheit. Und die Gewissheit: Niemand macht alles richtig. Aber alle geben ihr Bestes.
Unser erstes Jahr als Eltern war nicht perfekt. Aber es war unseres. Und es hat uns stärker gemacht als je zuvor.